Hotel sucht Nachfolger

Hotel sucht Nachfolger

In der österreichischen Hotellerie werden gemäß KMU Forschung Austria jährlich ca. 220 Hotels übergeben. Nur mehr jede zweite Hotelübergabe findet innerhalb der Familie statt. Eine Übergabe außerhalb der Familie stellt viele Hoteliersfamilien vor eine große Herausforderung. Eine frühzeitige Prüfung aller Möglichkeiten zur Gestaltung der Nachfolge erhöht die Aussicht auf eine erfolgreiche Übergabe.

Viele Ferienhotels stehen vor einem Generationswechsel. Im Lebenszyklus der Hoteliersfamilie und ihres Hotels ist die Nachfolgeregelung ein strategisch wichtige Phase. Die Entwicklung und Umsetzung einer Nachfolgelösung ist anspruchsvoll und zeitintensiv.

Lösungsansätze entwickeln

In der österreichischen Ferienhotellerie bilden mehrheitlich Familie, Eigentum und Gastgeberrolle eine Einheit. Eine erfolgreiche Nachfolge setzt voraus, das eine tragfähige Lösung zwischen den Zielen und Erwartungen aller Anspruchsgruppen gefunden wird. Einerseits sind gangbare Lösungsansätze zu entwickeln zwischen den Zielen der Übergeber- und Übernehmergeneration, der Geschäfts- und Finanzierungspartner, der öffentlichen Hand, der Mitarbeitenden und der Gäste. Andererseits sind die möglichen Lösungsansätze vor dem Hintergrund der finanziellen Möglichkeiten zu bewerten, d.h. der Ertragskraft des Ferienhotels. Erfahrungsgemäß kann der Prozess vom Anstoß der Übergabe bis zur Unterzeichung der Verträge mehrere Jahre dauern. Ein frühzeitiger Start mit der Auslotung möglicher Nachfolgeszenarien ist daher zu empfehlen.

Das Undenkbare denken

Die meisten Hoteliers wünschen sich, ihr Lebenswerk eines Tages den eigenen Kindern weiterzugeben. Bei gut 50 Prozent der realisierten Hotelübergaben in Österreich erfüllt sich dieser Wunsch nicht. Der Sohn bzw. die Tocher will – aus welchen Gründen auch immer – das Hotel nicht übernehmen. Kritisch wird die Entwicklung von Nachfolgelösungen dann, falls die Suche nach einer geeigneten und willigen Nachfolgerin bzw. einem geeigneten und willigen Nachfolger im Verwandschaftskreis ebenfalls erfolglos bleibt.

Übergabe außerhalb der Familie

Für den Fall, dass innhalb des Familien- und Verwandschaftskreises kein Nachfolger bzw. keine Nachfolgerin gefunden wird, sind Varianten zu prüfen, die eine tragfähige Nachfolge außerhalb der Familie sichern. Folgende Varianten bieten sich für die österreichische Ferienhotellerie als Lösungsansätze an:

Variante 1: Hoteldirektor
Ein Hoteldirektor im Angestelltenverhältnis führt das Hotel. Das Hotel bleibt in Familienbesitz.

Die Hoteliersfamilie stellt die Kontinuität ihrer Tradition sicher und kann bei Bedarf auf die Führung Einfluss nehmen. Des Weiteren kann mit mit der Anstellung eines Hoteldirektors eine allfällige Lücke in der Nachfolge überbrückt werden, z.B. wenn die Kinder für die Nachfolge noch zu jung sind. Für bestehende Mitarbeitende stellt die Position eines Hoteldirektors die Chance dar, Gesamtverantwortung zu übernehmen.

Variante 2: Fremdmanagement
Ein Pächter führt das Hotel. Das Hotel bleibt in Familienbesitz.

Die Hoteliersfamilie trägt weiterhin das Substanz- und Investitionsrisiko und darüber hinaus das Pachtrisiko. Die Auswahl des Pächters ist daher erfolgskritisch. Dies gilt umso mehr, als dass ein Pachtvertrag in der Regel langfristig abgeschlossen wird und nicht einfach zu beendigen ist. Zudem hat die Familie in der Regel nur noch bei Investitionsentscheidungen Einfluss auf die Führung.

Denkbar ist, dass ein professioneller Hotelbereiber zur Führung des Ferienhotels verpflichtet wird. Der Hotelbetreiber pachtet das Hotel oder führt es im Namen und auf Rechnung der Hoteliersfamilie. Auch hier gilt: Die Auswahl des Hotelbetreibers ist erfolgskritisch. Es gilt, jene Betreiber aufzuspühren, die mit den „Spezialitäten“ alpiner Feriendestinationen umgehen können, wie z.B. Ferienhotels mit geringer Bettenanzahl, Saisonshotellerie, Einbindung in die regionale Gesellschaft und Wirtschaft.

Variante 3: Verkauf
Das Hotel wird verkauft.

Idealerweise erfolgt der Verkauf an Personen, die die Hoteliersfamilie bereits kennt, z.B. langjährige Mitarbeitende, die geeignet und gewillt sind, die Gesamtführung und das Hotel zu übernehmen. Diese Personen können auch aus dem Freundes- und Bekanntenkreis der Hoteliersfamilie sein, z.B. Hotelierskollegen aus der Region. Da diese Personenkreise der Hoteliersfamilie grundsätzlich verbunden sind, kann die Kontinuität zumeist gesichert werden und der Charakter des Ferienhotels ändert sich nur geringfügig. Beim Verkauf an Hotelierskollegen ist das Hotel in der Regel weiterhin in ein Familienunternehmen eingebunden und Synergien werden realisiert. Für den Übenehmer steht bei Bedarf das langjährige Betriebsknowhow des Übergebers auch über den Verkaufszeitpunkt hinaus zur Verfügung.

Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass Familienmitglieder, welche nicht in der Hotellerie tätig sind, das Hotel von der Familie kaufen. Die Führung kann sodann mittels eines Hoteldirektors (Variante 1) oder eines Fremdmanagements (Variante 2) sicher gestellt werden.

Erfolgreiche Fortführung des Hotels

Ob die familieninterne Übergabe oder eine der Varianten 1, 2 oder 3 für die Nachfolgeregelung geeignet ist, ist letztlich von den jeweiligen familiären und den betrieblichen Rahmenbedingungen abhängig, z.B. von den Interessen und beruflichen Tätigkeiten der Familienmitglieder, dem Wunsch der Hoteliersfamilie nach Einflußnahme auf die Führung bzw. dem Standort, der Betriebsgröße und dem finanziellen Status des Ferienhotels.

Die Entwicklung in der österreichischen Hotellerie zeigt, dass realisierte Übergaben zunehmend außerhalb der Familie stattfinden, Tendenz steigend. Mit einer frühzeitigen Auslotung geeigneter Übergabevarianten erhöht sich die Chance auf die erfolgreiche Fortführung des Ferienhotels, sei es innerhalb oder außerhalb der Familie.

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